Der Podcast
Mit einem Bein in der Anstellung, mit dem anderen in der Selbstständigkeit: Ein Erfahrungsbericht
Der Weg von der sicheren Anstellung in die Selbstständigkeit ist ein Prozess, der selten über Nacht passiert. Viele Gründerinnen und Gründer durchlaufen eine Phase des hybriden Arbeitens, in der sie zwischen Anstellung und eigenem Business balancieren. Diese Übergangszeit kann ebenso bereichernd wie herausfordernd sein. Im Gespräch mit Norbert Schwarz, der genau diesen Prozess aktuell durchlebt, haben wir wertvolle Einblicke in diese spannende Transformationsphase gewonnen.
Der Weg zur Gründungsidee – wenn das Hobby zum Beruf wird
Wie bei vielen Selbstständigen begann auch Norberts Weg nicht mit einem ausgeklügelten Businessplan, sondern mit der Suche nach mehr Erfüllung:
“Ich war immer schon gern viel draußen, also schon als Kind. Und dann habe ich ja jetzt schon gemerkt, das war ja dann schon viel immer im Büro. IT und Telekom ist einfach, du sitzt im Büro, du sitzt am Computer”, erzählt Norbert. Als Ausgleich wanderte und mountainbikte er, war viel in der Natur unterwegs.
Der erste Impuls, etwas zu verändern, kam durch eine spontane Idee: “Ich habe eigentlich geschaut, woher man dachte, ich will nebenbei, ich bin gern draußen, ich will was machen, mit Leuten was machen. Wanderführer wäre doch praktisch irgendwie zu machen.”
Bei der Recherche nach Ausbildungsmöglichkeiten stieß er auf einen Kurs für Erlebnispädagogik – und war sofort fasziniert. “Das war dann so das Bauchgefühl. Im Nachhinein kann ich das sagen, dass ich wirklich da auf mein Bauchgefühl gehört habe und gesagt habe, das will ich jetzt machen.”
Von der Weiterbildung zur Geschäftsidee
Interessanterweise war die Selbstständigkeit zunächst nicht Norberts Plan. Er begann die Ausbildung zum Erlebnispädagogen und Outdoortrainer nebenberuflich, während er weiterhin in seinem IT-Job arbeitete. Doch während der einjährigen Ausbildung veränderte sich seine Perspektive:
“Während der Ausbildung hat man gemerkt, da verändert sich was. Das macht mit einem etwas, wenn man sich dafür entschieden hat, das zu machen”, reflektiert er. Durch den Kontakt mit anderen Teilnehmern, die aus dem pädagogischen Bereich kamen, formte sich zunehmend die Idee, seine Erfahrung im Projektmanagement mit der Erlebnispädagogik zu verbinden.
Ein glücklicher Zufall kam ihm zu Hilfe: Ehemalige Kollegen fragten ihn, ob er sie mit seinem Projektmanagement-Know-how unterstützen könne. “Für mich war das eine super Möglichkeit, das hat mir wirklich einen super Zwischendurchschub gegeben, dass ich ein bisschen mich ausprobieren kann, überprüfen kann, kann ich das, wie ist das mit der Selbstständigkeit?”
Der Softstart als Testphase
Diese ersten Aufträge arbeitete Norbert über die Möglichkeit der sogenannten “Honorarnote” ab, die in Österreich bis zu einer bestimmten Einkommensgrenze ohne Gewerbeanmeldung möglich ist. Eine ideale Testphase:
“Es war noch nichts mit selbstständig machen oder so, EPU melden und so. Und das haben wir dann eben so gemacht und das hat sich gut gepasst.”
Parallel dazu begann er, weitere Erfahrungen zu sammeln: Er startete die “Waldläuferbande”, bei der er mit Kindern in der Natur arbeitet – zunächst ohne Bezahlung, um zu testen, ob ihm diese Arbeit überhaupt liegt. “Für mich ist einfach dieser Lerneffekt, dass ich sage, schaffe ich das, geht das und einfach Erfahrungen mitzunehmen.”
Der entscheidende Schritt: Die Kündigung
Nach Abschluss seiner Ausbildung kam der Moment der Entscheidung: “Da war dann der Impuls, da habe ich gesagt, jetzt habe ich Ausbildung gemacht und da habe ich gemerkt, das will ich machen.”
Für Norbert war es ein Dienstagmorgen, an dem er spontan beschloss: “So, heute gehe ich zu meinem Chef und sage, dass ich kündige.” Eine Entscheidung, die nicht nur von seinem Bauchgefühl, sondern auch von Überlegungen zur Timing geleitet war:
“Ich habe drei Monate Kündigungsfrist. Aber das ist dann genau zum Jahreswechsel. […] Ich wollte eigentlich dem Unternehmen schon die Möglichkeit geben, eine Nachfolge zu suchen, einfach mehr Zeit zu geben.”
Er entschied sich für eine Übergangsphase bis Februar/März, was auch in Hinblick auf seine zukünftige Selbstständigkeit im Outdoor-Bereich sinnvoll erschien: “Es gibt jetzt wenige, die jetzt im Winter sagen, boah ja, das probiere ich aus, da geh raus, es hat gerade 0 Grad.”
Balanceakt zwischen Anstellung und Selbstständigkeit
Die aktuelle Übergangsphase bringt eigene Herausforderungen mit sich. Einerseits möchte Norbert seinem Arbeitgeber gegenüber fair sein und seine Projekte abschließen, andererseits laufen die Vorbereitungen für die Selbstständigkeit bereits auf Hochtouren:
“Das muss man einfach nach der Arbeitszeit dann hinschieben, dass man sagt, okay, jetzt machen wir Gedanken, wie will ich das machen, mit wem möchte ich mich jetzt schon treffen, möchte ich mit jemandem eine Partnerschaft eingehen.”
Die Planung und Vorbereitung geschieht in den Randzeiten – abends, am Wochenende oder während eines Spaziergangs mit seinem Hund. Norbert trägt stets ein Notizbuch bei sich, um spontane Ideen festzuhalten.
Praktische Vorbereitungsschritte
In seiner Vorbereitungsphase hat Norbert konkrete Schritte unternommen:
- Administrative Vorbereitungen: Anmeldung bei der Sozialversicherung (SVS), Lösen des Gewerbescheins
- Erstellung einer Website: “Ich habe angefangen, mir da mal selber eine Website zu machen. Das war für mich auch einmal ein Erlebnis, eine Herausforderung.”
- Brainstorming und Ideensammlung: Regelmäßiges Notieren und Strukturieren von Ideen
- Netzwerken und Austausch: Gespräche mit anderen Selbstständigen, Recherche im Internet
Ein wichtiger Aspekt war auch die finanzielle Vorbereitung: “Geholfen hat mir, dass ich einfach auch was angespart habe, dass da einfach im Background ein Kapital ist, wo ich sage, ich weiß, eine Miete kann bezahlt werden für einen Zeitraum.”
Die Reaktionen des Umfelds
Die Entscheidung, den sicheren Hafen der Anstellung zu verlassen, ruft oft unterschiedliche Reaktionen hervor. Norberts Erfahrung war überwiegend positiv:
“Durchwegs positiv. Weil sie gesagt haben, ja, das kann ich mir super vorstellen. […] Der Weg, sich selbstständig zu machen und eine feste Anstellung aufzugeben, haben die dann schon gesagt, ja schon mutig, Respekt.”
Interessanterweise kam auch die Bemerkung: “In deinem Alter, ja da geht das noch” – Norbert ist 42 – was die verbreitete Vorstellung widerspiegelt, dass unternehmerische Entscheidungen an ein bestimmtes Alter gebunden sind.
Wichtige Erkenntnisse aus dem Prozess
Aus Norberts Erfahrung lassen sich einige wertvolle Einsichten für alle ableiten, die einen ähnlichen Weg gehen möchten:
1. Ideen brauchen Zeit zum Reifen
“Ich glaube, dass die Zeit wirklich wichtig ist, dass man das auch reifen lässt”, betont Norbert. Seine Vorbereitungsphase erstreckte sich über etwa ein Jahr – vom Beginn der Ausbildung bis zur Entscheidung für die Selbstständigkeit.
2. Praktisches Ausprobieren ist unersetzlich
“Nebenbei einfach solche Dinge auszuprobieren” war für Norbert ein wesentlicher Aspekt seiner Vorbereitung. Durch die Arbeit mit Kindern, Workshops und Projekte konnte er testen, ob seine Ideen funktionieren – und ob sie ihm überhaupt Freude bereiten.
3. Finanzielles Polster schafft Sicherheit
Die Gewissheit, für eine gewisse Zeit finanziell abgesichert zu sein, auch wenn anfangs noch keine Einnahmen fließen, gibt den nötigen Freiraum für den Aufbau des eigenen Unternehmens.
4. Netzwerk und Austausch sind Gold wert
“Total, andere Impulse, andere Perspektiven einfach zu hören”, unterstreicht Norbert die Bedeutung des Austauschs mit anderen Unternehmern – auch branchenübergreifend.
5. Dem Bauchgefühl vertrauen, aber informiert entscheiden
“Ich habe einfach mein Bauchgefühl gehört”, sagt Norbert, fügt aber hinzu: “Da muss ich ein bisschen in die Zukunft schauen, da war ich ein bisschen blauäugig, muss ich zugeben.” Sein Tipp: Das Bauchgefühl mit guter Information und Beratung kombinieren.
Ein Wort zum Schluss
Der hybride Übergang von der Anstellung in die Selbstständigkeit ist ein Prozess, der Zeit braucht und individuelle Wege kennt. Norbert Schwarz zeigt, wie aus einer Weiterbildung, die zunächst nur als persönliche Bereicherung gedacht war, ein neuer beruflicher Weg entstehen kann.
Sein Beispiel macht Mut, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und gleichzeitig planvoll vorzugehen. Die Kombination aus innerer Stimme und äußerer Beratung, aus Leidenschaft und Struktur, bietet eine gute Basis für den erfolgreichen Sprung in die Selbstständigkeit.
Bist du selbst in einer ähnlichen Übergangsphase? Dann nimm dir die Zeit, die du brauchst, teste deine Ideen in kleinem Rahmen, baue dir ein Netzwerk auf und vertraue auf dein Bauchgefühl – aber informiere dich auch gründlich über die praktischen Aspekte der Selbstständigkeit.
Übrigens: In einem kostenlosen Gründungs-Checkup unterstützen wir dich gerne dabei, deinen eigenen Übergang in die Selbstständigkeit zu planen und dir Klarheit über die nächsten Schritte zu verschaffen. Egal, ob du noch ganz am Anfang stehst oder bereits mitten im Prozess bist – gemeinsam finden wir den für dich passenden Weg!
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Website von Norbert Schwarz