#70: Wann soll ich noch durchhalten, und wann bin ich schon wahnsinnig?

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Wann soll ich noch durchhalten, und wann bin ich schon wahnsinnig?

Eine der schwierigsten Entscheidungen in der Selbstständigkeit ist die Frage: Wann halte ich an einem Projekt fest und wann sollte ich besser aufhören? Diese Kardinalfrage der Gründungsberatung beschäftigt nicht nur Neugründer, sondern auch erfahrene Unternehmer immer wieder. Eine klare Antwort darauf zu finden, gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen – und doch gibt es einige Orientierungspunkte, die bei dieser Entscheidung helfen können.

Die zwei Seiten der Medaille

Als Selbstständiger befindest du dich ständig in einem Spannungsfeld: Einerseits ist Durchhaltevermögen eine essenzielle Eigenschaft für den Erfolg. Viele Geschäftsideen brauchen Zeit, um sich zu entwickeln. Andererseits kann das Festhalten an einer nicht funktionierenden Idee zu wahnsinnigem Ressourcenverschleiß führen – sowohl finanziell als auch emotional und gesundheitlich.

Woran erkenne ich, wann es Zeit ist aufzuhören?

1. Deine körperlichen und emotionalen Signale

Dein Körper ist ein exzellenter Berater. Solange du dich grundsätzlich gut fühlst und trotz normaler Herausforderungen bei der Sache bist, gibt es keinen Grund aufzuhören. Kleine Zweifel und Unsicherheiten sind normal im Gründungsprozess. Aber wenn:

  • Du körperliche Warnsignale spürst
  • Die innere Stimme dauerhaft sagt, dass etwas nicht stimmt
  • Du dich zunehmend ausgelaugt und energielos fühlst

…dann ist es Zeit, eine Pause einzulegen und die Situation zu überdenken.

2. Die finanzielle Perspektive

Geld ist der Treibstoff eines jeden Unternehmens. Frage dich:

  • Reichen meine finanziellen Ressourcen für den geplanten Zeitraum?
  • Kann ich meine laufenden Kosten decken?
  • Habe ich Rücklagen für mindestens die nächsten Monate?

Wenn die Tankfüllung bedrohlich niedrig wird, ist es Zeit, die Stopptaste zu drücken oder zumindest eine Pause einzulegen, um die Strategie zu überdenken.

Der realistische Zeithorizont: Die 3-Jahres-Regel

Ein wertvoller Richtwert aus der Praxis: Die meisten Geschäftsideen brauchen etwa drei Jahre, bis sie wirklich rund laufen. Das bedeutet nicht, dass du drei Jahre ohne Einnahmen bleiben wirst. Aber es dauert oft so lange, bis:

  • Das Geschäftsmodell stabilisiert ist
  • Kontinuierliche Einnahmen generiert werden
  • Du wirklich von deinem Business leben kannst

Mit diesem Zeitrahmen im Hinterkopf kannst du besser planen:

  • Packe deinen “Rucksack” entsprechend groß
  • Plane eventuelle Nebeneinkommen ein
  • Teile deine Etappen kleiner ein

Die Bedeutung des externen Blicks

In Situationen, wo du dich fragst, ob du durchhalten oder aufhören sollst, ist der Austausch mit anderen besonders wichtig:

  • Mit anderen Unternehmern: Sie kennen ähnliche Herausforderungen und können wertvolle Perspektiven einbringen
  • Mit deinem Steuerberater: Für eine nüchterne finanzielle Einschätzung
  • Mit Gründungsberatern: Für eine realistische Bewertung deiner Situation und Marktchancen

Der externe Blick hilft dir, blinde Flecken zu erkennen und eine objektivere Einschätzung deiner Lage zu gewinnen.

Verschiedene Phasen, verschiedene Fragen

Die Frage des Durchhaltens stellt sich in verschiedenen Stadien unterschiedlich:

  • Vor der Gründung: Wie lange soll ich an meiner Idee feilen?
  • Frisch gegründet: Wann kommen die ersten stabilen Einnahmen?
  • Im laufenden Betrieb: Wie lange gebe ich einem neuen Projekt eine Chance?

Je nach Phase brauchst du unterschiedliche Unterstützung und Beratung.

Aufhören ist keine Schande

Am wichtigsten: Aufhören bedeutet nicht Scheitern. Es ist:

  • Eine bewusste Entscheidung basierend auf neuen Erkenntnissen
  • Ein Zeichen von Reife und unternehmerischer Klugheit
  • Die Möglichkeit, Energie für neue Chancen zu sparen

Heldenhaftes Durchhalten um jeden Preis ist selten sinnvoll. Manchmal ist Aufhören die bessere Entscheidung – und das öffnet Türen für neue Möglichkeiten.

Praktische Schritte für deine Entscheidung

  1. Pausiere und reflektiere: Nimm dir bewusst Zeit, um aus dem Hamsterrad auszusteigen
  2. Analysiere objektiv: Wo stehst du finanziell, emotional und körperlich?
  3. Hole dir externe Perspektiven: Sprich mit Menschen, die Erfahrung haben und denen du vertraust
  4. Setze dir klare Kriterien: Definiere, unter welchen Bedingungen du weitermachst oder aufhörst
  5. Entwickle einen Plan B: Was wären deine nächsten Schritte, wenn du aufhörst?

Ein Wort zum Schluss

Die Frage “Wann soll ich durchhalten und wann aufhören?” hat keine universelle Antwort. Sie erfordert eine ehrliche Auseinandersetzung mit dir selbst, deinen Ressourcen und deinen Zielen. Der Schlüssel liegt darin, die Balance zu finden zwischen gesundem Durchhaltevermögen und der Weisheit zu erkennen, wann es Zeit für eine Kurskorrektur ist.

Denke daran: Dein Leben ist zu wertvoll, um es mit Dingen zu füllen, die dich nicht erfüllen. Manchmal ist Aufhören der mutigste Schritt – und der Beginn von etwas Neuem und Besserem.

Übrigens: In einem kostenlosen Gründungs-Checkup unterstützen wir dich gerne dabei, deine aktuelle Situation zu analysieren und gemeinsam herauszufinden, ob Durchhalten oder Aufhören für dich der richtige Schritt ist. Denn manchmal braucht es einfach einen ehrlichen Sparringspartner, um Klarheit zu gewinnen!

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