Der Podcast
Wie gehe ich mit Rückschlägen in der Gründungsphase um?
Der Weg in die Selbstständigkeit gleicht selten einer geraden Linie zum Erfolg. Vielmehr ähnelt er einer Wanderung durch bergiges Gelände – mit Höhen und Tiefen, steilen Anstiegen und unerwarteten Hindernissen. Rückschläge gehören zum Gründungsprozess wie das Salz in die Suppe. Doch wie kannst du konstruktiv mit diesen Herausforderungen umgehen, statt an ihnen zu verzweifeln? Lass uns gemeinsam einen Blick auf wirkungsvolle Strategien werfen.
Die Normalität von Rückschlägen verstehen
Zunächst die wichtigste Erkenntnis: Rückschläge sind keine Ausnahme, sondern die Regel. Sie sind nicht das Zeichen einer schlechten Geschäftsidee oder mangelnder unternehmerischer Fähigkeiten. Im Gegenteil – sie sind ein völlig normaler Teil des Gründungsprozesses.
Der perfekte Businessplan, bei dem alles genau nach Plan läuft, existiert nur auf dem Papier. In der Realität entwickeln sich Dinge anders als gedacht:
- Kunden reagieren unerwartet
- Zeitpläne verschieben sich
- Umsätze entwickeln sich langsamer
- Produkte benötigen Anpassungen
- Unvorhergesehene Hindernisse tauchen auf
Rückschläge als Lernchancen begreifen
Eine der mächtigsten Perspektiven ist, Rückschläge als Lernchancen zu verstehen. Der gesamte Gründungsprozess ist im Kern ein Lernprozess – eine ständige Verfeinerung deiner Idee, deines Angebots und deines Verständnisses vom Markt.
Und hier liegt die entscheidende Erkenntnis: Echtes Lernen findet nicht statt, wenn alles reibungslos läuft. Lernen entsteht durch Reibung, durch die Konfrontation mit dem Unerwarteten, durch kleine und größere Misserfolge. Diese Momente zwingen uns, inne zu halten, genauer hinzuschauen und unser Verständnis zu vertiefen.
Zeit nehmen zum Verstehen
Wenn du mit einem Rückschlag konfrontiert wirst, ist der natürliche Impuls oft, schnell eine Lösung zu finden und weiterzumachen. Doch genau hier liegt eine wichtige Chance: Nimm dir bewusst Zeit, um den Rückschlag wirklich zu verstehen, bevor du nach Lösungen suchst.
Stelle dir Fragen wie:
- Was ist genau passiert?
- Warum bin ich überrascht oder enttäuscht?
- Welche Annahmen haben sich als unzutreffend erwiesen?
- Was kann ich aus dieser Situation lernen?
Diese bewusste Auseinandersetzung mag unangenehm sein, aber sie ist der Schlüssel zum tieferen Verständnis. Die Alternative – über Probleme hinwegzugehen – spart keine Zeit, sondern verschiebt sie nur. Denn nicht bearbeitete Lernaufgaben kommen später wieder, oft in verschärfter Form.
Emotionen anerkennen und verarbeiten
Rückschläge sind emotional. Sie können Enttäuschung, Frustration, Wut oder sogar Verzweiflung auslösen. Diese Gefühle sind völlig normal und sollten nicht unterdrückt werden.
Eine hilfreiche Herangehensweise:
- Erlaube dir, die Emotionen zu fühlen – finde dein persönliches “Ventil” (Sport, Spaziergang, Dusche, etc.)
- Schaffe dann emotionalen Abstand – z.B. durch Aufschreiben der Situation
- Wechsle bewusst die Perspektive – vom emotionalen Erleben zur analytischen Betrachtung
Die emotionale Verarbeitung ist ein wichtiger erster Schritt, bevor du konstruktiv mit dem Rückschlag umgehen kannst.
Perspektivwechsel: Zurückgehen als Anlaufnehmen
Ein anschauliches Bild kann helfen, Rückschläge neu zu deuten: Wenn jemand einen Schritt zurückgeht oder kurz stehen bleibt, könnte er auch Anlauf nehmen für einen größeren Sprung nach vorn.
Dieser Perspektivwechsel verändert den Blick auf Verzögerungen oder Umwege im Gründungsprozess. Was zunächst wie ein Rückschritt erscheint, kann die notwendige Vorbereitung für einen qualitativen Fortschritt sein.
Das eigene Erleben vs. das der anderen
Ein wichtiger Hinweis: Bei anderen Gründern und Unternehmen scheint oft alles wie “auf einer gemähten Wiese” zu laufen – scheinbar ohne Hindernisse oder Probleme. Doch dieser Eindruck täuscht fast immer. Hinter den Kulissen kämpfen die meisten mit ähnlichen Herausforderungen wie du.
Dieser Realitätscheck kann entlastend wirken und vor unnötigem Selbstzweifel schützen.
Den Blick von außen suchen
In emotional aufgeladenen Situationen fehlt oft die Distanz, um klar zu sehen. Hier kann der Austausch mit anderen eine wertvolle Ressource sein:
- Gespräche mit anderen Unternehmern, die ähnliche Phasen durchlaufen haben
- Feedback von Gründungsberatern mit Erfahrung und Überblick
- Austausch in Netzwerken oder Gründergruppen
Ein externer Blick kann helfen:
- Blinde Flecken aufzudecken
- Neue Perspektiven zu gewinnen
- Lernchancen zu identifizieren, die man selbst nicht sieht
- Emotionalen Abstand zur Situation zu schaffen
Konkrete Werkzeuge für den Umgang mit Rückschlägen
1. Schriftliche Reflexion
Das Aufschreiben des Erlebten bringt mehrfachen Nutzen:
- Es schafft emotionale Distanz
- Es macht diffuse Probleme greifbarer
- Es hilft, Muster zu erkennen
- Es dokumentiert Lernprozesse für die Zukunft
2. Fragenkatalog erstellen
Ähnlich wie bei einem Vorstellungsgespräch, bei dem man unvorbereitet war, kann es helfen, die schwierigen Fragen oder Situationen zu notieren und bessere Antworten vorzubereiten – sei es für Kundengespräche, Pitches oder andere herausfordernde Situationen.
3. Handlungsoptionen prüfen
Nach der Analyse ist es wichtig zu fragen:
- Was kann ich aktiv tun?
- Was liegt in meiner Kontrolle?
- Welche konkreten nächsten Schritte ergeben sich?
4. Langzeitperspektive einnehmen
Erinnere dich daran: “Auch diese Phase wird vorübergehen” – sowohl die schwierigen als auch die guten Zeiten sind vorübergehend. Diese Einsicht kann in akuten Krisenzeiten Entlastung bringen.
Vor und nach der Gründung: Unterschiedliche Phasen, ähnliche Prinzipien
Die beschriebenen Strategien gelten sowohl für die Entwicklungsphase vor der formellen Gründung als auch für die Zeit danach im aktiven Geschäftsbetrieb. Der Unterschied liegt oft nur im Druck und in den Konsequenzen:
Vor der Gründung hast du in der Regel mehr Zeit und Raum, um Rückschläge zu verarbeiten und deine Ideen anzupassen.
Nach der Gründung kommen möglicherweise finanzielle Verpflichtungen und Zeitdruck hinzu – umso wichtiger ist es dann, eine gesunde Haltung zu Rückschlägen entwickelt zu haben.
Ein Wort zum Schluss
Der konstruktive Umgang mit Rückschlägen ist keine angeborene Fähigkeit, sondern eine Kompetenz, die sich entwickeln lässt. Mit jeder bewältigten Herausforderung wächst deine Resilienz und deine unternehmerische Reife.
Denke daran: Die erfolgreichsten Unternehmer sind nicht jene, die keine Rückschläge erleben, sondern diejenigen, die gelernt haben, aus ihnen zu wachsen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen.
Übrigens: In einem kostenlosen Gründungs-Checkup unterstützen wir dich gerne dabei, deine aktuellen Herausforderungen zu reflektieren und gemeinsam Strategien zu entwickeln, wie du aus Rückschlägen wertvolle Lernchancen für dein Business machen kannst!